Urlaub in der Hängematte
Egal ob allein oder zu zweit, Nylonnetz oder Fallschirmseide, im Urlaub oder im eigenen Garten – nirgends entspannt sichs wie in der Hängematte. Zwei Bäume, zwei Schnüre, zwei Minuten und schon kann’s losgehen. Der endlosen Entschleunigung steht nichts mehr im Wege.
Bestens eignet Sie sich, die zwischen Kirsch- und Apfelbaum aufgespannte Hängematte, um ein gutes Buch zu lesen, den Klängen des nachbarschen‘ Rasenmähers zu lauschen, oder einfach ins Narrnkastl zu schauen. Wären da nicht diese Elstern, die Unheilboten, die ständig meine Kirschen stehlen. Warum sind da eigentlich Elstern und keine Krähen, die wissen ja bekanntlich, dass es hundert und tausend Wege gibt und man sich nicht unbedingt den in Richtung meines Gartens aussuchen muss. Nicht einmal ganz aufessen tun sies, die Kirschen. Einmal anpeckt und weiter zur nächsten. Grauslig, sowas. Als ob es nicht genug wäre die Kirschen für mich ungenießbar zu machen, bombadiert man mich von oben jetzt auch noch mit deren bereits einmal den Verdauungstrakt durchgelaufenen Überresten. Für mich bedeutet das eine wackelige Ausweichaktion. Dieses konstante Schaukeln lässt Kreuzfahrtstimmung aufkommen. Urlaubsfeeling pur! Das ständige nach links und rechts Wippen erfordert aber auch einiges an Konzentration. Man will ja schließlich nicht über Bord gehen. Und überhaupt ist mir von dem ganzen hin- und herschwingen jetzt schlecht. Eigentlich hab‘ ich mir das anders vorgestellt.
So eine Hängematte, richtig aufgespannt, zwischen einem Kirsch- und einem Apfelbaum, bietet aber weit mehr als einen kurzen, mehr oder weniger freiwilligen, Exkurs in die Welt des Pensionistenurlaubs. In vogelfreier Umgebung befreien sich auch so manche Gedanken. Bis dato unbeachtete Körperregionen schlafen ein, unterdrückte Ideen erwachen. Man sollte alles aufschreiben was einem da so durch den Kopf geht! Oder man tut es nicht, und liegt wie Janosch einfach nur in seiner Hängematte.
Einfach nur dazuliegen, vor sich hinzuschaukeln und die Wolken beobachten. Oh wie schön das klingt. Nur ohne einem Buch das es zu schreiben gibt, einem Vogel über den man schimpfen kann oder herabfallende Kirschen denen es auszuweichen gilt doch ein wenig fad. Da wär ich lieber auf einem all-inclusive Dampfer, den lieben Venezianern die Sicht verstellen. Wobei: ob italienische Häfen so gastfreundlich sind? Naja, unser liebevoll „Haushoher Motorblock“ genanntes Kreuzfahrtschiff wird schon irgendwo landen dürfen. Geht die Reise eben weiter nach Kroatien. Mit den ganzen Kiesstränden ist das aber eigentlich auch weniger angenehm, man will ja mit weichen Fersen zurückkommen, damit die Nachbarn auf den ersten Blick erkennen, dass man fort war. Hab ich schon erwähnt das einem in der Hängematte eigenartige Gedanken durch den Kopf schießen? Achja, die Hängematte! Noch immer auf der Suche nach dem idealen Ort um Sie aufzuspannen, überquert unser Dampfer das Mittelmeer. Auf Sizilien wärs schön, aber zu viel Mampfiosi. Malle ist bekanntlich nur einmal im Jahr, und das ganz bestimmt ohne mich und meiner Hängematte. Ist man einmal an Gibraltar vorbei, kann es eigentlich nur noch ein Ziel geben. Wenn selbst Janosch auf Teneriffa noch zur Entspannung kommt, wieso dann nicht ich auch? An der Hängematte solls nicht scheitern, die ist sowieso immer dabei.