Dr. Relaxo bei den Faultieren
Als Verfechter des entschleunigten Lebens, Doktor und großer Tierliebhaber erfüllte ich mir letzten Sommer einen langjährigen Traum: Ich durfte in einem mehrwöchigen Praktikum ein Rescue-Center für verschiedenste exotische Tiere unterstützen. Von verspielten Raubkätzchen über scheue Klammeraffen bis hin zu trägen Krokodilen lernte ich verschiedenste Arten kennen und konnte von ihnen auch einiges lernen. Angetan haben es mir aber vor Allem diese Wollknäuel, die es sich hoch oben in den Gipfeln tropischer Bäume gemütlich machen. Die Rede ist natürlich vom Faultier!
Vom Faultier können wir uns nämlich noch so einiges abschauen! Es lässt sich zu nichts drängen, und schläft einfach in den Tag hinein. Das Faultier ist sowohl tag- als auch nachtaktiv. Oder besser gesagt inaktiv. Bis zu 20 Stunden pro Tag dösen sie vor sich hin. Alle 1-2 Wochen verlässt es den Baum seiner Wahl, um für kleine Faultiere zu gehen. Das erinnert mich stark an jede zweite Netflix-Session: Erst stundenlanges Hängen (ob am Ast oder vorm Laptop), und nur dann aus dem Bett wenn‘s gar nicht mehr geht. Das Faultier kann aber auch anders: Vom Fitnesswahn nicht ganz verschont geblieben, krault das Faultier von heute, um in Form zu bleiben, gerne einige Runden im nächsten See, der sich optimaler Weise direkt unter seinem Baum befindet. In gemächlichem Tempo, versteht sich. Am Boden bewegt man sich als Faultier eher unbeholfen. Krallen in den Boden rammen und dann am Bauch liegend hinterherziehen lautet die Devise. Aber selbst mit dieser etwas eigenwilligen Technik lassen sich Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 1,9 Stundenkilometern erreichen! Einzig und allein der fleischlosen Blattnahrung des Faultiers kann ich als Hobbykoch nicht viel abgewinnen, war es doch immer schon ein stundenlang gekochtes Rindsgulasch bei dem mir das Herz aufging,
Faultiere zu beobachten ist für mich in dieser Zeit zu einem äußerst entschleunigenden Ritual geworden. Gerade die Jungtiere, die mehrere Minuten benötigen, den nächsten Ast zu erreichen, nur um dort nach dieser Anstrengung ein Nickerchen zu machen, inspirieren mich. Mein Entspannungstipp daher: Lerne ein Faultier kennen und fordere es zu einem Wettrennen auf, der schnellere verliert!